Exil

Exsilium bedeutet entweder Verbannung oder Zufluchtsstätte. Beide Begriffe erklären die Bedeutung des Ausdrucks Exil: Menschen, die im Exil sind, leben in einem anderen Land als ihrem Herkunftsland. Sie sind geflohen oder wurden aus ihrem Heimatland verbannt.
Manchmal werden oppositionelle Politiker und Politikerinnen gezwungen zu fliehen, weil sie sonst inhaftiert werden oder um ihr Leben fürchten müssen. Manche von ihnen bilden im Exil eine Exilregierung. Z.B. kam es nach dem Überfall des nationalsozialistischen Deutschland auf Polen (1. September 1939, Beginn des Zweiten Weltkrieges) zur Bildung einer polnischen Exilregierung in London. Diese konnte zwar keine Regierungsgeschäfte tätigen, war aber ein wichtiges Symbol für den polnischen Widerstand gegen das NS-Regime. Viele Menschen in Europa mussten zwischen 1933 und 1945 ins Exil gehen, weil sie den politischen, sozialen oder ethnischen Ansprüchen der NationalsozialistInnen und deren Verbündeter nicht entsprachen.
Nach dem Prager Frühling (1968) wurden zahlreiche sogenannte ReformkommunistInnen in der damaligen Tschechoslowakei (ČSSR; die beiden Staaten Tschechien und Slowakei gibt es erst seit 1993, vorher bildeten sie einen gemeinsamen Staat) entweder eingesperrt oder mit Berufsverbot belegt. In den späten 1970er-Jahren wurden dann einige von ihnen gezwungen, die ČSSR zu verlassen. Von jenen, die nach Österreich ins Exil gingen, wurde die Charta 77 gegründet. Dies war eine Vereinigung, deren Mitglieder die Einhaltung bzw. Verletzungen der Menschenrechte in der ČSSR genau beobachteten.